Warum traditionell Bogenschießen?

Eine hobby-philosophische und pseudo-wissenschaftliche Betrachtung eines Themas, welches mich ebenso wie viele andere doch so ordentlich begeistert!
Ich bemühe mich jedoch, mich möglichst kurz zu fassen!

Nach neuesten Erkenntnissen benutzten unsere Vorfahren seit mehr als 20.000 Jahren Bögen und Pfeile. Diese für die damalige Zeit hoch-technische und sehr effektive Erfindung und ihre Weiterentwicklung hat die Geschichte der Menschheit im jagdlichen und – weil wir nun mal Menschen sind – später auch kriegerischen Bereich ordentlich nach vorne gebracht.

Dies ist in unserem Unterbewusstsein bis heute präsent: Redensarten wie „Der hat aber den Bogen raus!“ oder „Man soll den Bogen nicht überspannen.“ werden heute noch gelegentlich ebenso zitiert, wie sich kaum ein Kind im Manne der Faszination von „Robin Hood“ entziehen kann!

Heute unterscheiden wir zwischen dem traditionellen, intuitiven und dem „modernen“, olympischen Bogenschießen. Oft hört man auch „instinktives Bogenschießen“; das finde ich aber nicht korrekt (selbst unsere domestizierten Haustiere haben noch Instinkte, wir aber nicht!).

Die olympischen Hochleistungs-Bogenschützenlästern ja gerne mal über unsere gebogen, krummen Stöcke, was wir jedoch gerne kontern mit der Bemerkung, dass ihre Blech- und Plastik-Bögen ja auch noch scheppern beim Schießen. Und hatte Robin Hood ein Visier an seinem Bogen?!

Wer also ziemlich bis total auf High-Tech und Treffer-Optimierung um jeden Preis steht, für die oder den gibt es auch in unserem Landkreis tolle Vereine, nur halt nicht bei uns. Im traditionellen Bereich erreichen wir nur in sehr seltenen Ausnahmefällen die Präzision der „Olympioniken“, aber meiner Meinung nach macht traditionelles Bogenschießen einfach viel mehr Spaß!!

Die Ausbaustufe und auch das eigentliche Ziel der „Intuitiven“ ist der Besuch eines sogenannten 3D-Parcours, wo man durch Wald und Flur läuft und in realistisch gestellten jagdlichen Szenarien aus verschiedenen Entfernungen, bergauf, bergab, auf ziemlich lebensechten Kunststoff-Tiernachbildungen schießt.

Ohne Visier und andere technischen Hilfsmittel Bogenschießen ist eine Kombination aus Auge-Hand-Koordination, trainierter Muskulatur, und dem Unterbewusstsein, was aber auch langes, intensives Training bedingt! Wenn man dann aber, zum Beispiel, im Herbst morgens um halb neun in einem Parcours steht, und im sich auflösenden Morgennebel in 50 bis 60 Meter Entfernung einen ausgewachsenen Rothirsch (Nachbildung!!) stehen sieht – mit Bogen in der Hand und Pfeilen im Köcher -, fühlt man sich einem für uns verloren geglaubten, natürlichen und ursprünglichen Leben ganz schön nahe!

Also, Bewegung in freier Natur und an der frischen Luft, „Befriedigung ursprünglicher Bedürfnisse“, und Spaß mit Gleichgesinnten; was will man mehr?!

Da der Bogen in Deutschland als Sportgerät und nicht als Waffe zählt, ist hier vieles nicht reglementiert; wir müssen also durch umsichtiges Verhalten und unbedingtes Beachten der Sicherheitsregeln dafür Sorge tragen, dass das auch in Zukunft so bleibt!

Resümee:
Traditionell Bogenschießen macht total viel Spaß, ist bestimmt gut für Geist und Seele, und somit, zum Beispiel, auch perfekt für Stress-Abbau!

Holger Daniel
Bogenwart
Schützenverein 1971 Tiefenbach e.V.